Sichere und bequeme Video-Konferenzen
Spätestens seit den umfangreichen weltweiten Ausgangssperren in der Corona-Pandemie sind Video-Konferenzen allgegenwärtig. Aber welcher Dienst ist der richtige für private Video-Treffen und geschäftliche Besprechungen? Aus Oslo kommt ein Tool das chic, sicher und unfassbar einfach ist.
Wo ist mein Raketen-Rucksack?! 🚀
Zwar konnte sich vor 30 Jahren wahrscheinlich kaum jemand vorstellen wie massiv das Internet unseren Alltag verändern würde. Aber ganz sicher hat niemand erwartet, dass Video-Telefonie im Jahr 2020 immer noch kein Standard-Kommunikationsmedium ist und oft nicht einmal zuverlässig funktioniert.
Es ist frustrierend zu sehen, dass oft genug Ton oder Bild nicht funktionieren, die Qualität miserabel ist, Verbindungen abbrechen und am allerschlimmsten die Nutzer regelmässig an der Bedienung scheitern.
Das alles trifft übrigens Software-Entwicklerinnen und IT-Profis genauso. Das Problem ist also nicht vor dem Gerät. Das Problem sind die Produkte.
WhereBy
WhereBy ist die einzige Video-Konferenz-Lösung, die ich vollumfänglich empfehlen kann. Der Hauptgrund ist, dass bisher jeder meiner Gesprächspartner angenehm überrascht von der einfachen Benutzung und der guten Gesprächsqualität war.
Funktionen 🧰
Bei WhereBy erhält man nach der Anmeldung — die übrigens nur einen einzigen Schritt umfasst — einen persönlichen Video-Konferenz-Raum mit eigener URL. Den Namen für diese URL kann man selbst wählen und dann dauerhaft nutzen — beispielsweise whereby.com/passwort1.
Diesen Link muss man nur mit den anderen Teilnehmerinnen teilen. Die können einfach in jedem beliebigen Browser auf dem Computer, Tablet oder Smartphone beitreten. Es wird keine Software oder kryptische Passwörter benötigt. Nur Internet, Mikro und Webcam.
Als Raum-Eigentümerin kann man den Raum entweder vollständig öffentlich machen oder auf privat stellen. Bei einem privaten Raum müssen die Teilnehmer zuerst mit Video anklopfen, sodass man keine ungebetenen Gäste hat. In jedem Fall können andere erst zu deinem Raum beitreten, wenn du selbst schon dort bist.
WhereBy bietet ausserdem einen Chat und die Möglichkeit den Bildschirm zu teilen.
Das war’s dann auch schon. Und das ist, meiner Meinung nach, auch für alle Privatpersonen und kleinen Teams ausreichend.
Sicherheit & Datenschutz 🦺
Ein wesentlicher Vorteil gegenüber anderen Video-Konferenz-Anbietern ist zudem, dass WhereBy ein europäisches Unternehmen ist. Mit Sitz in Oslo hält sich WhereBy an europäisches Datenschutz-Recht und legt besonderen Wert auf Privatsphäre und Sicherheit.1
Preis 💶
Für Meetings mit bis zu vier Personen ist WhereBy kostenlos, was sicher viele Fälle im Privaten und bei kleinen Unternehmen abdeckt.
Wer mehr Teilnehmer oder Räume braucht, dem bietet WhereBy ein sehr übersichtliches Preismodell: Pro-Nutzerinnen zahlen $9,99 pro Monat und erhalten 3 Räume mit bis zu 12 Teilnehmern.
Für Firmen gibt es ausserdem einen Business-Tarif, der noch mehr und noch grössere Räume (bis zu 50 Teilnehmer) erlaubt und auch die Verwaltung von Mitarbeiterkonten ermöglicht.
Die Konkurrenz
FaceTime & WhatsApp
Natürlich kann man auch mit FaceTime und WhatsApp Video-Gruppen-Telefonate führen. Allerdings hat erfahrungsgemäss mindestens ein Teilnehmer sein Passwort vergessen oder ist für den jeweiligen Dienst nicht registriert.
Zoom
Zoom hat sich während der Corona-Pandemie wie ein Virus ausgebreitet und wurde schnell zum Standard für Viele. Dabei ist Zoom weder der einzige Video-Meeting-Dienst noch der Beste. Ich würde sogar von der Nutzung von Zoom abraten. Das hat mehrere Gründe:
1. Zoom ist kompliziert
Die Zielgruppe von Zoom sind Grossunternehmen mit eigener IT-Abteilung. Ein Zoom-Meeting richtig zu konfigurieren ist alles andere als trivial, zumal viele Einstellungen gut versteckt sind. (Wenn du Zoom einfach findest, hast du dir die Einstellungen wahrscheinlich noch nie angesehen und sicher nicht so konfiguriert wie es am besten wäre 😉)
2. Zoom hat Sicherheitsprobleme
Bereits seit Jahren ist Zoom immer wieder wegen eklatanter Sicherheits- und Privatsphäre-Verletzungen in den Schlagzeilen gewesen. 2 3 4
Letzten Sommer wurde Zoom von Apple auf die Malware-Liste gesetzt, weil es heimlich einen Hintergrund-Dienst installierte, der jedem aus dem Internet Zugriff auf Webcam oder Mikro erlaubte. 5
Zuletzt wurde bekannt, dass der Zoom-Installer sich bereits vor der Zustimmung der NutzerInnen installiert 6 und, dass die iOS App direkt nach dem ersten Öffnen alle verfügbaren Geräte-Daten an Facebook schickt 7.
3. Zoom hat ein Vertrauensproblem
Jede Software kann Sicherheitslücken haben und Zoom hat die oben genannten schnell behoben. Das eigentliche Problem aber ist, dass es sich hier nicht um Fehler handelt, sondern, dass Zoom ganz bewusst die Sicherheitsmassnahmen des Systems aushebelt und die Nutzer täuscht. Wie auch in der Fachpresse öfter geschrieben wird, sind das Methoden, die man sonst nur von Malware kennt.
Hinzu kommen irreführende Werbeaussagen von Zoom. So hat Zoom lange fälschlicherweise behauptet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anzubieten. Im Gegenteil, hat die gemeinnützige Organisation Citizen Lab zeigen können, dass die Verschlüsselung von Zoom besonders unsicher ist und zusätzlich die Schlüssel und teilweise auch die Gespräche über chinesische Server geleitet werden. 8
Tip: Zoom im Browser
Zoom versucht zwar mit allen Mitteln die Nutzerinnen dazu zu bringen die Zoom Software zu installieren. Tatsächlich kann man aber immer auch über den Browser teilnehmen. Dazu geht man auf zoom.us/join und gibt dort die Meeting ID und das Meeting-Kennwort ein. Update: Das funktioniert wohl nur wenn man bei Zoom angemeldet ist.
Und falls du Zoom nun von deinem Rechner entfernen willst, gibt es hier eine Anleitung für macOS. (Auf Windows geht das wie üblich über die System-Einstellungen)
WebEx & GoToMeeting
Falls dir der Funktionsumfang von WhereBy nicht reicht, weil du Webinare veranstalten willst oder deine Meetings mehr als 50 Teilnehmerinnen haben, musst du trotzdem nicht zu Zoom gehen.
WebEx und GoToMeeting sind direkte Konkurrenten zu Zoom und bieten im Wesentlich die selben Funktionen (Webinare, Moderatoren, Telefon-Einwahl etc.) — teilweise sogar günstiger. Auch hier muss man für den vollen Funktionsumfang eine App installieren. Allerdings sind WebEx und GoToMeeting bislang nicht durch grössere Sicherheitslücken aufgefallen und erscheinen sehr viel vertrauenswürdiger.
WebEx bietet sogar ein kostenloses Konto für Meetings bis 100 Personen und ohne Zeitbeschränkung.
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Tagesschau “So unsicher ist Zoom” ↩︎
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Handelsblatt “Auswärtiges Amt untersagt Nutzung von Zoom auf dienstlichen Geräten” ↩︎
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Artikel auf Heise “Zoom-App für iOS reicht Daten heimlich an Facebook weiter” und “Mac-Kameras lassen sich über Zoom-Sicherheitslücke anschalten” ↩︎
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Artikel auf Heise “Videokonferenz-Tool Zoom: Mac-Installer mit Malware-Tricks” ↩︎
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Artikel auf Heise “Bericht: Zoom-App für iOS reicht Daten heimlich an Facebook weiter “ ↩︎
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Analyse des Citizen Lab: “Move Fast and Roll Your Own Crypto” ↩︎