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Web Tracker und Werbung Blockieren

Überall im Netz wird unser Verhalten ausgespäht und für Werbezwecke analysiert. Das ist nicht nur ein Eingriff in unsere Privatsphäre sondern verlangsamt auch die Ladezeiten und verschwendet Datenvolumen. Hier ein paar Tipps, wie du dem Tracking und der Werbung entkommst.

Illustration: Mann von Auge beobachtet

Tracking & Werbung

Sogar hier

Fast alle Websites (und Apps) beobachten das Verhalten ihrer Nutzerinnen. Das ist auch durchaus legitim, schliesslich will man als Anbieter wissen, welche Inhalte und Angebote für die Besucher interessant sind. Und aus technischer Sicht ist es wichtig zu wissen, ob eine Website 100 Besucherinnen am Tag hat oder eine Million. Auch auf passwort1 erfasse ich wieviele Besucherinnen die Artikel lesen (allerdings vollkommen anonym).

Profilbildung

Es macht allerdings einen Unterschied ob nur für den Betrieb relevante technische Statistiken erfasst werden. Oder ob ein Anbieter jede Bewegung und jeden einzelnen Klick aufzeichnet, daraus umfassende Nutzerinnen-Profile bildet, und diese auch noch an externe Werbefirmen weiterleitet. Das alles um dir möglichst viel “relevante” Werbung anzeigen zu können.

Die allermeisten Websites erheben weder die Trackingdaten selbst, noch verkaufen sie ihre Werbeplätze selbst. Stattdessen werden Tracker und Werbebanner von darauf spezialisierten Firmen wie Google oder DoubleClick bereitgestellt und auf die Website eingebunden.
Das funktioniert so, dass beispielsweise der Google Analytics Tracker das Verhalten des Nutzers analysiert und dann dieser Nutzerin auf sie individuell zugeschnittene Werbung einblendet. Die Website-Betreiberin erhält dann einen Anteil an den Werbeeinnahmen, sowie Einblick in die Nutzungsstatistiken. Da die Werbenetzwerke auf vielen verschiedenen, eigentlich unabhängigen Websites eingebunden werden, können sie dich über längere Zeit und über mehrere Seiten hinweg verfolgen und analysieren.

Laaaangsam

Viele Websites enthalten nicht nur Tracker von einer Firma sondern gleich mehrere und spielen auch Werbung von verschiedenen Anbietern aus. Das hat zur Folge, dass gerade auf Nachrichtenportalen und kommerziellen Blogs ein wesentlicher Teil der Seite nur aus Werbung und Trackern besteht.

Screenshot der Netzwerkanalyse von Spiegel Online

Hier mal ein paar der meistbesuchten Websites als Beispiel:1

Seite Ladezeit Datenmenge
spiegel.de 5,1 s 8,1 MB
sueddeutsche.de 4,0 s 7,1 MB
web.de 6,5 s 4,3 MB
buzzfeed.de 6,3 s 7,8 MB
wired.com 13,1 s 23,5 MB

Und hier die gleichen Seiten mit geblocktem Tracking und (via Ghostery) geblockter Werbung:

Seite Ladezeit Datenmenge
spiegel.de 3,2 s (-37%) 4,6 MB (-43%)
sueddeutsche.de 1,6 s (-60%) 2,9 MB (-59%)
web.de 3,1 s (-52%) 2,2 MB (-48%)
buzzfeed.de 1,7 s (-73%) 3,4 MB (-56%)
wired.com 3,9 s (-70%) 12,5 MB (-47%)

Die Tracker und Werbung sind also nicht nur nervig, sondern führen auch zu erheblich längeren Ladezeiten und mehr Datenverbrauch. Wenn die eingespielte Werbung animiert ist, belastet sie zudem noch deinen Prozessor und dein Akku wird schneller leer.

Schneller surfen mit Ad-Blocker

Du kannst leicht die Hälfte an Daten sparen und Seiten laden doppelt so schnell, wenn du Tracker und Werbung mit einem sogenannten Ad-Blocker blockierst.

Es gibt unzählige Ad-Blocker und die Qualität und Sicherheit ist für Laien nur schwer einzuschätzen. Hier sind meine Empfehlungen:

Browser-Erweiterungen

Ghostery

Ghostery ist ein kommerzieller Werbe- und Tracking-Blocker. Entwickelt wird Ghostery von der deutschen Cliqz GmbH, die anteilig dem Burda-Verlag (mehrheitlich) und der Mozilla Stiftung gehört.

Screenshot der Ghostery Browser Erweiterung

Ghostery zeichnet aus, dass es eine sehr leicht zu nutzende Oberfläche hat und gleichzeitig sehr detaillierte Einstellungen zulässt. So können auf Wunsch auch Social-Media-Plugins und Kommentare geblockt werden. Ausserdem kann Ghostery automatisch bestimmte Tracker zulassen, wenn die Website ohne nicht funktioniert. Diese Tracker werden dann anonymisiert.

Ghostery finanziert sich über ein Freemium-Modell. Die Grundfunktionalität ist kostenlos und ohne Registrierung nutzbar. Für €2 im Monat erhält man detailliertere Statistiken.

uBlock Origin

uBlock Origin ist ein open source project und ein “Breitband-Blocker”, wie sich das Projekt selbst nennt. uBlock wird von Ehrenamtlichen betrieben und ist kostenlos. Es gibt eine Erweiterung für Chrome, für Opera und für Firefox. (Nicht für Safari oder Edge)
uBlock blockiert sehr effektiv Werbung, Tracker und Malware-Seiten. Allerdings ist die Oberfläche weniger ansprechend und deutlich technischer als die von Ghostery.

Screenshot der uBlock Origin Browser Erweiterung

uBlock Origin ist das Richtige für dich, wenn du wirklich alle Werbung und Tracker blockieren willst und Ghostery als kommerziellem Produkt auch nicht restlos vertraust.

Browser mit eingebautem Blocker

Wahrscheinlich willst du deinen Browser nicht wechseln. Aber falls doch, interessiert dich vielleicht, dass es Browser gibt, die den Ad-Blocker direkt eingebaut haben: Brave und Cliqz

Mobil Apps

Auf dem Handy kannst du im Browser keine Erweiterungen installieren.

Eine Möglichkeit ist, gleich einen Browser mit eingebautem Ad-Blocker nutzen (z.B. Brave).
Auf dem iPhone und iPad ist es aber auch möglich Ad-Blocker-Apps zu installieren, die als Safari-Erweiterungen arbeiten. Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Viele kostenlose Ad-Blocker-Apps wollen auch nur deine Browser-Daten abgreifen oder blenden selbst Werbung ein.

Hier sind zwei seriöse Ad-Blocker-Apps:

Better Blocker

Better Blocker ist ein Projekt der beiden britischen Indie EntwicklerInnen Laura und Aral, die sich ethischer Softwareentwicklung verschrieben haben.

Screenshot der Better Blocker App

Die App ist denkbar einfach zu nutzen und kostet nur €1,99.

BlockBear

BlockBear ist eine kostenlose Blocker-App mit Bären. Die App wird entwickelt von TunnelBear Inc. die auch den gleichnamigen VPN-Dienst und den Passwort-Manager RememBear anbieten und so die Entwicklung von BlockBear quer finanzieren.

Screenshot der BlockBear App

TunnelBear Inc. ist ein kanadisches Unternehmen. Es wurde jedoch 2018 vom Softwarekonzern McAfee übernommen.

Journalismus fördern

Wenn du einen Werbeblocker verwendest werden dir früher oder später auf Nachrichtenseiten Banner begegnen, die dich auffordern diesen zu deaktivieren. Die meisten Websites finanzieren sich durch Werbung. Und natürlich müssen Journalistinnen und Inhalts-Ersteller irgendwie Geld verdienen.

Viele Portale bieten daher Online-Abos an. Oft sind diese nicht sehr teuer und du kannst so die Arbeit von unabhängigen Journalisten unterstützten. Beim Guardian kostet das Jahresabo beispielsweise €120. Bei Ars Technica sogar nur $25. Beide Portale spielen an zahlende Abonnenten keine Tracker und Werbung aus.

Wenn deine Lieblingsseite kein Bezahlmodell anbietet, brauchst du dich auch nicht schlecht fühlen, wenn du ihre Werbung blockierst.

Tracking in Apps

Die hier vorgestellten Ad-Blocker funktionieren nur im Browser. Dass viele Websites und Shops eigene Apps haben (die aber meistens einfach nur die Website kapseln) liegt auch daran, dass die Kundinnen in den Apps die Tracker und Werbung nicht blockieren können.

Es gibt zwar Apps, die den ganzen Netzwerkverkehr nach Werbung filtern, einfacher ist es aber, wenn du nur die Apps installierst, die du wirklich brauchst.


  1. Gemessen am 23. November 2019 mit den Firefox Entwickler-Tools. Die Werte sind eine Momentaufnahme und nicht repräsentativ. ↩︎

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